Kann man Tee neben Wacholder als Basis für die Destillation von Gin verwenden? Man kann! Und genau das taten die Iren mit dem Gunpowder.

Ein komplexer, würzig-klassischer Gin mit 12 Botanicals und einem Fabelwesen als Maskottchen, bei uns im Test und Tasting.

Tasting & Nosing

In der Nase erscheint der Gunpowder eher mild und zitruslastig. Wacholder und hintergründig herbale Noten kommen mit leichten Limetten- und Mädesüß Anklängen hervor.

Pur verkostet machen sich zunächst dominante Zitronen- und Grapefruitnoten auf der Zunge bemerkbar. Hinzu kommt der Wacholder mit angenehmen, gering bitteren und würzig-milden Grünteearomen.

Interessant ist sein Finish: mit eher süß-würzig und leicht scharfem Charakter. Kardamom und Anis geben hier, zusammen mit einem erneuten vom Wacholder umrandeten Mädesüßauftritt, den Ton an.

Insgesamt haben wir hier einen wirklich komplexen, eher milden und auf Wacholder sowie Zitrusnoten fokussierten Gin.

Ausbalanciert, sehr würzig und mit einer interessanten, angenehm scharfen Wendung im Abgang versehen.

Nase: klassisch-würzig, floral – Wacholder, Lavendel, Zitrone, Engelwurz, Grüntee

Zunge: blumig-frisch & würzig – Zitrone, Wacholder, Kardamom, Zimt, Lavendel, Orangenschale, Teenoten

passende Tonic Water & Cocktails

Je nach Gusto passen durchaus mehrere Tonic Water zum Gunpowder.

Für einen Gin Tonic probierten wir das Aqua Monaco Indian Tonic und die mediterrane Variante des Fever Tree.

Mit dem Aqua Monaco  zeigte dieser Gin seine fruchtige und florale Seite. Zitrone und Wacholder stachen hier angenehm hervor.

Beim mediterranen Fever Tree Tonic präsentiert der Gunpowder, aufgrund des eher zurückhaltenderen Fillers, zunehmend würzig-harzig und erdige Anteile die ebenfalls von Wacholder- und Zitrusnoten unterstützt werden.

Auch mit dem Klassiker Thomas Henry harmoniert der Ire, ein kräftiger, auf Wacholder und Zitrone fokussierter Drink ist das Ergebnis.

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Aufgrund der angenehmen Zitrusaromen passt der Gunpowder hervorragend in einen Gimlet, Bees Knees, Pegu Club oder Tom Collins.

Durch seine komplexe Struktur macht er auch im klassischen Martini und Negroni eine ansehnliche Figur.


Oder wie wäre es mit einem Curious Jackalope?

The Curious Jackalope

Gunpowder Gin Curious Jackalope Cocktail

  • 50 cl Drumshanbo Gunpowder Gin
  • 20 cl frischer Grapefruitsaft
  • 20 cl frischer Limettensaft
  • 10 cl Zuckersirup / Gomme 

Alle Zutaten hart auf Eis shaken und in einen mit Eis aufgefüllten Tumbler abseihen.

Garniert wird der Curious Jackalope mit ein paar Minzblättern und einer Grapefruitspalte.

Die Entstehung des Gunpowder Gin

Zurückzuführen ist die Erfindung dieses Gins auf Pat Rigney. Er schickte sich im Jahr 2014 an, im entlegenen irischen County Leitrimn, in der Kleinstadt Drumshanbo, die Shed-Destillerie zu errichten.

Pat, der früher u.a. auch für Baileys arbeitete, ist mittlerweile kein Freund von Massenproduktion und entschied für sich, auf Small Batches zu setzen.

Außerdem ist er durch seine jahrelange Erfahrung, in der Destillierkunst, von Haus aus experimentierfreudig. Also warum nicht einfach einmal Tee und Gin kombinieren?

Gunpowder ist eine besondere Art des chinesischen Grüntees. Nach dem langsamen Trocknen werden die Blätter zu kleinen Kugeln gerollt. Diese ähneln den Schießpulverkügelchen früherer Schusswaffen, daher auch die Bezeichnung Gun Powder.

Der schicke Hase mit dem Geweih auf der Flasche ist übrigens ein „Jackalope“. Dieses in Amerika berühmte Fabeltier, wird auch Hasenbock genannt.

Fragt man Rigney, warum es ein amerikanisches Fabelwesen auf einen irischen Gin geschafft hat, meint er: „Es könnte auch jedes beliebige andere Fabelwesen passen.“ Ihm geht es darum, Zutaten, Völker und Geschmäcker zusammenzubringen.

Einen Jackalope fängt man laut der Legende übrigens am besten mit einer offenen Whiskey-Flasche.

Der von Hallers Gin wird übrigens auch in der Shed Destillerie gebrannt.

Herstellung & verwendete Botanicals

Nachdem 8 der 12 Botanicals mazeriert (eingeweicht) und in einer alten Pot Still Destille gebrannt wurden, werden 4 weitere Pflanzenauszüge (Limetten, Zitrone, Grapefruit und der Gunpowder Tee) vaporisiert.

Bei dieser Destillationsmethode gelangen die Aromen mittels Verdampfung durch einen Aromakorb ins Destillat.

  • Wacholder aus Mazedonien
  • Koriandersamen aus Rumänien
  • Angelikawurzel aus Deutschland
  • Mädesüß aus Drumshanbo, Irland
  • Kümmel und Kardamom aus Indien
  • Sternanis aus China
  • Iriswurzel aus Marokko
  • Kaffir Limette
  • Gunpowder Tea (getrockneter chinesischer Grüntee)
  • Zitrone & Grapefruit

Nach der Destillation, gibt Rigney dem Gin ganze 30 Tage Zeit, damit sich die Aromen und Öle entfalten und setzen können.

Nach der anschließenden Kaltfiltration wird der Irish Gin mit 43 % Vol. per Hand abgefüllt und etikettiert.

Fazit: ein bunter Blumenstrauß der Komplexität…

In den letzten Jahren erlebt die Gin-Herstellung in Irland eine Art Hochkonjunktur, der Gunpowder reiht sich hier in die Liste der aufstrebenden Newcomer ein.

Doch was halten wir von der Kombination aus grünem Tee und Wacholder? Tee als Botanical zu verwenden ist keine so neue Eigenart, einige Gins werben beiläufig damit.

Die Betonung liegt auf beiläufig, denn hier ist der Gunpowder Tee neben Wacholder dominierend und das funktioniert in der Praxis hervorragend.

Dieser Gin ist so ausbalanciert, dass sich keine der Aromen überlagern oder gegenseitig die Show stehlen.

Geeignet für Kenner, aber auch Beginner, die jedoch mit der Flut an Aromen zunächst etwas überfordert werden könnten.

Mit dem Gunpowder hat man einen primär würzigen, auf klassischen Zitrus- und Wacholdernoten aufgebauten, weniger scharfen, aber leicht fruchtig- und blumigen Tropfen im Glas.

Weniger geeignet für Gin-Liebhaber, die es eher milder, nicht so würzig und kräftig mögen.

Im Gin Tonic souverän und aufgrund seiner Vielfältigkeit durchaus Barkeepers Liebling.

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Für knapp unter 40 € auf die 0,7 L Flasche ein durchaus fairer Preis für einen Gin dieser Qualität.

Zu erwerben u.a. auf Amazon 

 


Bildcredit: Photo by Andres Molina on Unsplash

Cocktail Bild von Cameron Rainey von Pexels

 

zuletzt aktualisiert am 29.07.2024