Der Begriff „New Western Dry Gin“ hat in den letzten Jahren Aufmerksamkeit erregt und wurde oft als eine aufregende Innovation im Bereich des Gins gefeiert.

Dieser Stil des Gins unterscheidet sich von den traditionellen London Dry Gins durch die Betonung von Botanicals, die die Wacholderdominanz zugunsten anderer Aromen in den Hintergrund drängen.

Definition & Geschichte des New Western Dry Gin

Doch klären wir zunächst einmal, was hinter dem neuen Trend steckt und wo er seine Ursprünge hat.

Die Wurzeln des New Western Dry Gins: Der New Western Dry Gin hat seine Wurzeln in der Craft-Spirituosenbewegung, die in den USA in den 1980er Jahren begann. In dieser Zeit begannen Kleinbrennereien bei der Destillation & Herstellung eine breite Palette von Botanicals zu verwenden, um einzigartige Gin-Rezepte zu entwickeln. Dies führte zu Gins, die von den traditionellen Wacholderaromen abwichen und eine Fülle anderer Geschmacksrichtungen einbrachten.

Die Renaissance des Gins: In den 2000er Jahren erlebte Gin eine Renaissance, und viele neue Destillerien trugen zur Weiterentwicklung des New Western Dry Gins bei.

Sie experimentierten mit exotischen Botanicals wie Lavendel, Beeren, exotischen Zitrusfrüchten, ausgefallenen Pfefferarten, Ingwer und anderen Gewürzen, um ungewöhnliche Geschmacksprofile zu schaffen.

Einfluss der Craft-Bewegung: Die Craft-Spirituosenbewegung betonte die Bedeutung von Handwerkskunst, Qualität und Innovation. Dies führte dazu, dass viele Destillerien handgefertigte Gins mit einzigartigen Aromen und Geschmacksrichtungen produzierten. Die Idee war, die Bandbreite der Gin-Aromen zu erweitern und die traditionelle Wacholderdominanz in den Hintergrund zu drängen.

Bedeutung des New Western Dry Gins heute: Der New Western Dry Gin-Stil hat sich zu einem wichtigen Segment des Gin-Marktes entwickelt. Er spricht Verbraucher an, die nach vielfältigeren und experimentelleren Geschmackserlebnissen suchen. Viele preisgekrönte Gins, die diesem Stil entsprechen, sind weltweit erhältlich und haben die Gin-Landschaft nachhaltig verändert.

Kritik am Konzept

Während viele Liebhaber und Hersteller von Gin diesen Ansatz begrüßen, gibt es auch einige kritische Überlegungen.

Geschmacksverwirrung

New Western Dry Gins neigen dazu, eine breite Palette von Botanicals und Aromen zu verwenden. Dies kann zu einer Geschmacksverwirrung führen, da die traditionelle Wacholderbasis oft verschwindet, und es kann schwierig sein, die Identität des Gins zu erfassen.

Überbetonung von Aromen

Einige New Western Dry Gins neigen dazu, sich zu sehr auf die Aromen der Botanicals zu verlassen und vernachlässigen die Balance. Dies kann dazu führen, dass der Gin zu parfümiert oder zu süß wird und die klare Gin-Charakteristik verloren geht. Die Untergruppe der sog. „Pink Gins“ sind hier ein gutes Beispiel.

Verlust der Tradition

Für Traditionalisten könnte die Abkehr von der Wacholderdominanz als Verlust der traditionellen Gin-Herstellung angesehen werden. Der klassische London Dry Gin hat seinen eigenen Charme und eine lange Geschichte.

Preisgestaltung

New Western Dry Gins neigen dazu, höherpreisig zu sein, insbesondere wenn sie handgefertigt sind und seltene Botanicals verwenden. Dies kann den Zugang zu hochwertigem Gin für einige Verbraucher einschränken.

Vielfalt der Qualität

Da New Western Dry Gins eine breite Palette von Aromen und Stilen umfassen, kann die Qualität stark variieren. Es kann für den Laien eine Herausforderung sein, hochwertige Optionen von weniger beeindruckenden zu unterscheiden. Der Preis ist hier schon lange kein wirklicher Richtwert mehr.

Klassische vs. moderne Cocktails?

Barkeeper beim Rühren von Gin-Cocktails

Ein Negroni ohne kräftige Wacholdernote? Nein Danke!

Moderne und klassische Gin-Cocktails repräsentieren grundsätzlich zwei verschiedene Strömungen in der Welt der Mixgetränke.

Die modernen Drinks zeichnen sich oft durch ihre kreative Verwendung von frischen Zutaten, Gewürzen und Botanicals aus. Und genau dort knüpfen sie ein Bindeglied zum New Western Dry Gin. Fruchtige, milde, exotische und beerige Kompositionen harmonieren nicht zwangsläufig mit maskulinen, harzigen London Dry Gins, hier darf der New Western Dry sehr gern eine tragende Rolle spielen.

 

Klassische Gin-Cocktails hingegen haben eine lange Geschichte und sind für ihre zeitlose Eleganz, Einfachheit und eine nicht selten kräftige, wuchtigere Struktur bekannt. Ein Negroni, Bijou oder Last Word verstehen sich in ihrem Dasein als Cocktail, der nur mit einem klassischen und kräftigen Gin funktionieren kann. Alles andere sind Adaptionen, moderne Interpretationen, die jedoch nichts mit dem

Schlussendlich haben beide Stile ihren eigenen Charme und tragen deshalb zur gewollten Vielfalt der Cocktailkultur bei.

New Western Drys mit Wacholdernote?

Gibt es natürlich und genau solche Produkte sind seltener Anlass für wirkliche Kritik. Versteht es ein Gin klassische und moderne Einflüsse harmonisch miteinander zu verbinden, entsteht doch am Ende ein Hybrid der viele Geschmäcker trifft.

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Am Ende bleibt ein Aber…

Denn insgesamt kann der New Western Dry Gin-Stil eine aufregende Ergänzung zur Welt des Gins sein, da er neue Aromen und Möglichkeiten bietet. Es ist jedoch wichtig, kritisch zu prüfen, wie dieser Ansatz umgesetzt wird, um sicherzustellen, dass die Qualität und die Essenz des Gins nicht verloren gehen.

Positiv ist anzumerken, dass der New Western Dry Gin die Kreativität in der Brennkunst gefördert hat. Viele Destillerien haben einzigartige und köstliche Gins entwickelt, die eine Vielfalt von Kräutern, Gewürzen und Zitrusnoten in den Vordergrund stellen. Diese Vielfalt ermöglicht es den Verbrauchern, eine breite Palette von Geschmacksrichtungen zu erkunden und ihre persönlichen Vorlieben zu entdecken.

Allerdings gibt es auch einige kritische Aspekte zu beachten. Einige New Western Dry Gins können in ihrer Struktur und Komplexität überwältigend sein, was es schwer macht, die Balance zwischen den verschiedenen Aromen zu finden. Dies kann zu einer gewissen Geschmacksverwirrung führen.

Letztendlich spricht der New Western Dry Gin zumeist eine ganz andere, neue und recht große Zielgruppe an. Man kann sich als alter Hase natürlich daran stoßen, dass auch Spirituosen „Gin“ genannt werden, die mit dem ursprünglichen Klassiker geschmacklich wenig bis gar nichts gemein haben.

Oder man akzeptiert, dass auch Gin sich stetig weiter entwickelt und sieht den New Western Dry als friedlichen Co-Existenzpartner. Ersetzen wird dieser moderne Trend den Klassiker kaum, auch wenn es nicht jeder Gin-Fan kräftig-harzig und simpel strukturiert mag.


Titelbild: Bobby Donald

Bild im Text: Peter Wu